14.10.08

Teil 3 - Deutsch-Französische Freundschaft

Reisebericht Loire-Bootstour für 23. und 24. September

Reisereporter Jürgen Ost

auf Bootstour in Zentral-Frankreich
auf dem Loire-Seitenkanal





Menetreol-sous-Sancerre ist ein unscheinbares, verträumtes Örtchen, in dem relativ wenig passiert. Wäre die Anlegestelle für die Bootstouristen nicht, würden die beiden Bar-Restaurants, die an der Hauptstrasse direkt nebeneinander liegen, ein noch härteres Dasein fristen.
Außer einigen romantischen Häuschen zum Wohnen gibt es nicht viel in Menetreol. Ein Viadukt, Winzer, ein Hof, auf dem man sich die Herstellung von Ziegenkäse (einer Spezialität der Region) vorführen lassen kann und eine Bäckerei.
Leider teilte uns der Hafenverwalter, ein stolzer Mittachziger, nach Schilderung seiner Krankengeschichte mit, dass besagte Bäckerei zur Zeit geschlossen war. Also war für den nächsten Morgen eine Fahrradtour in den Nachbarort angesagt - Oh Zweirad du segensreiche Erfindung!

Doch die Gedanken an das Frühstück lagen noch in weiter Ferne.
Zunächst galt es aus der 'Fülle' des gastronomischen Angebots das passende Objekt auszuwählen. Wir entschieden uns für das Rechte ( Restaurant-Bar-Hotel Le Floroine ). Da wir gerade in Laune waren, trafen wir zudem die Entscheidung auf der Terrasse mit Blick auf den Kanal zu dinieren.
Gott sei Dank war die Speisekarte so übersichtlich, dass der Entscheidungsdruck nicht weiter gesteigert wurde.
4 mal Lapin, 2 mal Fisch und 2 mal Steak. Dazu der passende Wein, ein Bierchen oder ein Mineralwasser.
Das Essen schmeckte gut und unsere Entscheidung hatte sich als glückliche Fügung erwiesen. Umso mehr, da wir noch die Bekanntschaft mit einem jungen Franzosen machen durften...

In Frankreich besteht in Gaststätten ebenfalls ein Rauchverbot. So ergab sich, dass nach dem Essen ein junger Mann vor die Tür des Gastraumes trat , um eine Zigarette zu rauchen. Sobald er uns gesehen hatte, begann er mit den Händen zu gestikulieren.
Zunächst schauten wir uns gegenseitig an, da wir die Zeichen des Fremden nicht deuten konnten. Doch bald wurde klar, dass Stephane, so hieß der junge Kerl, sich fragte, was uns bewegt in der abendlichen Kälte zu sitzen. Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es nämlich empfindlich kalt.
Dennoch gesellte er sich zu uns und es stellte sich heraus, dass er vor Jahren beim französischen Militär in Saarburg stationiert gewesen war. Die Welt ist so klein Saarburg war uns wohl bekannt - liegt die Stadt doch nur 50 km von unserer Heimat entfernt.
Schnell entwickelte sich ein angeregtes Gespräch und Fanou (das ist, wie wir erfuhren, die Koseform von Stephane) ließ (bei einer Runde) nochmals die Erinnerungen an seine Zeit in Deutschland aufleben.
Auf die Frage, wo man in der Gegend einen guten Sancerre-Wein bekommen könnte antwortete er knapp: "Bei mir!".
Wir erfuhren, dass seine Familie seit Generationen ein Weingut getreibt und er versprach uns eine private Weinprobe an Bord unseres Bootes. Wir tauschten Telefonnummern und verabredeten uns für den nächsten Tag im Hafen von St. Thibault, der nur einige Kilometer entfernt war. Jeder wurde herzlich umarmt und dann trennten sich unsere Wege.

Das Schicksal hatte es wieder einmal gut mit uns gemeint und einen lieben Menschen in unser Leben geführt!
Mit ein wenig Skepsis, ob das Treffen wirklich zustande kommt, aber dennoch voll Vorfreude auf den nächsten Tag und die Besichtigung von Sancerre schliefen wir ein...



Mittwoch, 24. September 2008
Menetreol-sous-Sancerre - St. Thibault
2,5 Km / 0 Schleusen Rekord !!!

Mittwoch - der Tag der Premieren! Nach dem Frühstück treten wir die Rekordfahrt an und schaffen die 2,5 km Tagesstrecke in den Hafen von St. Thibault in Windeseile.
Dabei legen wir aber noch einen außergewöhnlichen Stop ein...

Das hat man nicht alle Tage!
Stell Dir vor deine Bord-Vorräte sind aufgebraucht und du fährst mal schnell zum Supermarkt -
mit dem Boot! Ein außergewöhnliches Erlebnis und Premiere Nummer 1: Der Konsument von heute füllt den Einkaufswagen und fährt damit zu seinem Boot.
Das hat Stil.



Der Hafen von St. Thibault ist eine optimale Ausgangsbasis für eine Besichtigung von Sancerre, einem der Highlights der Route. Direkt ab Liegeplatz organisiert der Hafenmeister für ein paar Euro einen Shuttle-Transfer nach Sancerre. In jedem Fall eine lohnende Investition, denn eine Besichtigung von Sancerre ist Pflicht.

Sancerre ist eine kleine Stadt im Departement Cher und liegt etwa 150 m höher als der Loire-Seitenkanal auf einem Hügel und ist dadurch von weit her sichtbar.
Der Ort ist ca. 40 km von den Städten Bourges und Nevers entfernt und gibt einem der berühmtesten Weißweine der Loire-Region seinen Namen.

Bei strahlendem Sonnenschein kommen wir gegen Mittag auf dem 'Berg' an.
Bevor wir durch die lichtumsäumten Gassen der Stadt schlendern, genießen wir noch ein paar Minuten die herrliche Aussicht über das Loiretal.

Dann geht unsere Stadtbesichtigung los. Herrliche, alte Gemäuer, die liebevoll instand gehalten werden.
Folgt man einer roten Linie auf dem Straßenbelag, lernt man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen.
Noch ein leckeres Mittagessen unter den Sonnenschirmen der Terrasse des " l' Esplanade " und schon war es Zeit zum Hafen zurückzukehren.

Unsere Weinprobe stand an...


Kaum fahren wir bei unserem Boot vor, steht auch schon Stephane mit Gläsern und ein paar Flaschen Wein an der Magnifique. Wir richten schnell das "Sonnendeck" her und unsere Weinprobe kann beginnen.


Wir testen einen hervorragenden Sancerre. Blanc - Rose - Rouge ... alle von hervorragender Qualität.
Wenn Sie also in der Gegend sind und einen ausgezeichneten Sancerre genießen möchten hier eine Empfehlung:

Weingut
Lucien LAUVERJAT-ROBLIN et Fils
Domaine des Grosses Pierres
Les Plessis SURY-EN-VAUX
18300 Sancerre
Tel : 02 48 79 34 06 (in Frankreich)
Fax: 02 48 79 39 00


Doch Stephane hatte noch eine Überraschung: Eine kleine Führung durch die Weinberge und Weinkeller des Weinguts seiner Familie. Wir Männer überließen den vier Damen das Vergnügen. Nach etwa einer Stunde kamen die total begeistert und vollgepackt mit Wein zum Boot zurück. Jaqueline, Stephanes Mutter war als Verstärkung mit dabei und wir verbrachten einen ausgelassenen Nachmittag.

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